Lesezeit: 20-25 min
von Christina Griesel
Entspannung – die verlorene Kunst?!
Entspannung?! Wie fühlt es sich eigentlich an, wenn man entspannt ist? Also, ich meine, nicht nur eine kurze schnelle Pause einlegt, sondern wirklich entspannt ist.
Man ist gelassen, das Herz schlägt ruhig, man schafft es, keine Gedanken im Kopf zu haben, kann still sitzen, ohne direkt etwas erledigen zu „müssen“, keine An- und Verspannungen im Körper, schmerzfrei, man kann sich über kleine Dinge freuen, man nimmt seine Umgebung aufmerksam wahr, …
Kennen Sie das Gefühl noch? Gar nicht so einfach, oder?!
Entspannung ist eine Kunst, die uns gesund, leistungsfähig und glücklich macht. Da lohnt es sich, sich näher damit zu beschäftigen.
Wo ist die Gelassenheit der Mitarbeitenden und Führungskräfte hin?
Übersicht
Schon seit einiger Zeit – und vor allem: immer noch – höre ich in fast jedem Gespräch, das ich führe, dass die anderen Leute so gereizt sind oder lethargisch. Eigentlich egal wo. Sowohl beruflich als auch privat.
Das überrascht mich nicht. Die herausfordernden Ereignisse der letzten Jahre haben viele Fässer zum Rand gefüllt oder zum Überlaufen gebracht. Es geht vielen Menschen nicht gut. Angefangen von Existenzsorgen hin zu globalen Sorgen. Dazu kommt eine sich immer weiter vertiefende Kultur von fehlendem Miteinander, Wertschätzung und Verständnis. Damit sind unser aller Grundbedürfnisse angekratzt.
Und dann nicht zu vergessen, was neulich jemand zu mir sagte: „Seien wir doch mal ehrlich, die Zeit, wo man am Feierabend seine to-do-Liste abgearbeitet hatte, die ist doch schon seit vielen Jahren vorbei!“
So geht es heute darum, was man tun kann, um diese Entspannung wiederzufinden.
Die schönsten Erinnerungen sind stets Erlebnisse, für die man sich Zeit genommen hat.
Ich weiß genau, dass ich immer durchs Leben gehetzt bin, zu viel Ungeduld und Rastlosigkeit im Gepäck gehabt, zu viele Chancen verpasst, zu viele wertvolle Menschen im aufgewirbelten Staub übersehen habe.
Warum soll Entspannung in Unternehmen überhaupt wichtig sein?
Nur entspannte Führungskräfte und Mitarbeitende können auch wirklich gute Leistung bringen und ein positives, produktives Miteinander gestalten – und so dauerhaft für das Unternehmen präsent und leistungsfähig sein.
Ich bin überzeugt davon, dass die Qualität, relativ entspannt arbeiten zu können und eine Fürsorge durch das Unternehmen wahrzunehmen in Zukunft ein immer wesentlicheres Asset wird, um ebenso entspannt Fachkräfte zu finden und zu halten.
Was können Sie tun?
Führen mit Weitblick
beachtet für sämtliche Mitarbeiter, dass ihre Arbeit und ihre Arbeitsumgebung so gestaltet ist, dass ihr Wohlergehen und ihre Resilienz gefördert werden.
Diesen Weitblick sehe ich als entscheidenden Faktor, um zum einen zufriedene, leistungsfähige und leistungsbereite Mitarbeitende zu haben und anzuziehen und zum anderen mittel- und langfristig ein wirtschaftlich stabiles Unternehmen mit zufriedenen Kunden zu entwickeln und weiterzuführen.
Woran merke ich, dass jemand nicht entspannt ist?
Und noch wichtiger: Woran merke ich es bei mir selbst?
Im Grunde ist das wirklich einfach. Häufig haben wir aber komplett den Blick dafür verloren oder können die Signale nicht deuten. Hier liste ich einfach mal einige mögliche „Symptome“ auf, die mir spontan einfallen:
Im Verhalten
- gereizt
- vorwurfsvoll
- hektisch
- leicht genervt
- emotionaler
- ungerechter
- intoleranter
- müder
- …
Körperlich
- Schmerzen, z.B. Verspannungsschmerzen im Rücken oder Kopf
- schnelle Atmung
- schneller Herzschlag
- schwitzen
- häufiger krank
- kraftloser
- kein erholsamer Schlaf
- …
Auf der Arbeit
- kürzer angebunden
- macht vermehrt Fehler
- weniger kollegial
- keine Zeit für Pausen
- fordernder oder stiller
- braucht länger
- verzettelt sich
- braust schnell auf
- …
Wie kann man „Entspannung“ ins Unternehmen einführen?
1. Arbeitsorganisation
Das erste, was mir immer wieder auffällt: Die Menschen haben auf den gleichen Arbeitsplätzen mehr Arbeit als früher. Oder einen Arbeitsplatz, der mehr Arbeit beinhaltet als Zeit, diese auch zu bewältigen.
… ach ja und dann sind da noch unproduktive, nicht enden wollende, unzählige Teammeetings, so dass kaum noch Energie, Zeit und Ressourcen vorhanden sind, die eigentliche Arbeit zu bewältigen.
Tipp: Es lohnt sich sowohl von außen draufzuschauen. Aber dabei bitte nicht vergessen, auch die Person mit einzubeziehen, die den Arbeitsplatz ausfüllt!
2. Zeitmanagement
Es lohnt sich mal zu schauen, wieviel Aufgaben mit welchem Zeitaufwand zu bewältigen sind und wieviel Zeit tatsächlich dafür zur Verfügung steht.
Tipp 1: und übrigens: Wer sich am lautesten bemerkbar macht und andere schlecht macht, ist oft nicht die Person mit der größten Schaffenskraft und größten Arbeitsmenge. Bitte die „Stillen“ auch in den Blick nehmen.
Tipp 2: Mitarbeitende, die man nicht auf dem Flur sieht oder in der Raucherecke, sind diejenigen, die arbeiten. Nicht diejenigen, deren Arbeit Sie in Frage stellen sollten, weil Sie nichts von Ihnen mitbekommen.
3. Miteinander
Die Art und Weise der Unternehmensleitung, insbesondere bezüglich Offenheit und Wertschätzung gegenüber Mitarbeitenden, bestimmt wesentlich das Arbeitsklima.
Das zeigt sich unter anderem darin, wie mit Konflikten unter Mitarbeitenden umgegangen wird. Wie ist der Tenor: „Pech gehabt“ oder „hier gibt es Werte im Umgang miteinander und wir achten auf deren Einhaltung“.
Zum anderen zeigt sich das Miteinander im Umgang mit Mitarbeitenden, die in besonders herausfordernden Lebenssituationen stecken. Dazu gehören beispielsweise eigene Erkrankungen oder das Kümmern um Familienangehörige.
4. Existenzielle Sicherheit
Wesentlich für den Aufbau von Entspannung ist, dass die Existenz gesichert ist. Dazu gehört ein Arbeitsplatz, der sowohl finanzielle als auch perspektivische Sicherheit vermittelt.
5. persönliche Kompetenzen stärken
In meinen Gesprächen fällt mir immer wieder auf, dass Menschen weder Stresssignale von anderen erkennen und sich von ihrem Verhalten dann persönlich verletzt fühlen und was im Grunde noch schlimmer ist: Sie merken es auch nicht bei sich selbst.
Nicht selten wird von einem Arzt zum anderen gegangen, wo die eigentliche Ursache ein über Jahre hochstressige Situation zugrunde liegt, so dass es massive Anspannungen auf psychischer und körperlicher Ebene gibt. Die Folge sind zum Beispiel häufig vielfältige Schmerzen, Schlafstörungen, psychische Verunsicherung.
Ein anderer Ansatzpunkt ist die Kommunikation. Alle gehen miteinander um, wie sie es in ihrer Familie oder in der Schule gelernt haben. Das ist jedoch häufig nicht zielführend, sondern eher konflikteschürend.
In einem Unternehmen, mit dem ich gerade zusammenarbeite, gehen wir den Baustein zur persönlichen Stärkung der Mitarbeitenden von drei Seiten an:
(1) Stress verstehen, managen und Resilienz aufbauen
(2) Selbsthilfe zum Aufbau einer Grundgelassenheit
(3) Kommunikation – wertschätzend mit sich selbst umgehen und mit anderen
Wieso lohnt sich das für das Unternehmen? Ist es nicht Privatsache?
Dazu möchte ich eine Frage stellen: Wissen Sie, dass es für Ihre Gesundheit positiv ist, jeden Tag 10.000 Schritte zu gehen, ausreichend zu trinken, Pausen einzulegen, gesund zu essen inklusive Zucker wegzulassen, … sich ein Coaching zu suchen, wenn Sie in belastenden Lebens- oder Arbeitssituationen stecken, die sie nicht in 2-4 Wochen lösen können.
Was davon machen Sie?
Genau. Deswegen macht es Sinn, wichtige Dinge auch als Arbeitgeber zu fördern.
Ein weiterer Win dieses Vorgehens ist, dass Sie damit eine gemeinsame Unternehmenskultur schaffen. Und nicht die Führungskräfte zu allem obendrauf noch die Aufgabe haben, dies ihren Mitarbeitenden zu vermitteln – und das wo die obere Führung meist nicht die Notwendigkeit sieht, sich selbst ebenfalls mit diesen Dingen auseinanderzusetzen. Wobei gerade das entscheidend zum dauerhaften Erfolg beiträgt.
Was mich persönlich besonders fasziniert, ist dass man durch regelmäßiges Praktizieren von Entspannungsübungen eine sogenannte „Grundgelassenheit“ aufbaut bzw. stärkt.
Und das gibt natürlich ein gutes Fundament für alles – sie es der tägliche Kleinkram oder die großen Herausforderungen.
Eine Möglichkeit: Progressive Muskelentspannung
Progressive Muskelentspannung kann jeder lernen. Dazu gehört auch selbst zu erkennen, wenn man unter Anspannung steht und darauf adäquat reagieren zu können. Sich die Kompetenz anzueignen, bewusst Entspannung hereizuführen und das jederzeit und in kürzester Zeit, ist in der heutigen Zeit entscheidend, um gesund, leistungsfähig und glücklich zu bleiben.
Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen
ist eine Methode, bei der durch einen Wechsel von mäßiger Anspannung und bewusster Entspannung von Muskeln eine tiefe Entspannung im Körper erreicht wird. Dadurch entspannt sich auch der Geist.
Je häufiger und regelmäßiger dies praktiziert sind, um so gelassener wird die Person und umso leichter kann sie auch in belastenden Situationen auf diese Ressource zurückgreifen.
Der Ansatz wurde von Edmund Jacobsen (1888 – 1983), einem US-amerikanischen Arzt, entwickelt.
Und? Würden Sie auch gerne einmal reinschnuppern, wie eine solche Progressive Muskelentspannung funktioniert? Dann schauen Sie doch einfach mal auf meinen YouTube-Kanal und probieren es einfach mal aus. Ich muss Sie nur vorwarnen: Wenn Sie eher angespannt sind, dann fällt es am Anfang schwerer, sich auf eine Entspannungsübung einzulassen – und genau dafür sind die Kurse so hilfreich.
Und? Würden Sie auch gerne einmal reinschnuppern, wie eine solche Progressive Muskelentspannung funktioniert? Dann schauen Sie doch einfach mal auf meinen YouTube-Kanal und probieren es einfach mal aus.
Ich muss Sie nur vorwarnen: Wenn Sie eher angespannt sind, dann fällt es am Anfang schwerer, sich auf eine Entspannungsübung einzulassen – und genau dafür sind die Kurse so hilfreich.
Progressive Muskelentspannung: Eine Körperreise als Einstieg
Progressive Muskelentspannung im Liegen mit 16 Muskelgruppen
Es bietet sich für Unternehmen an, regelmäßig Entspannungskurse anzubieten, um ihre Mitarbeitenden zu stärken und damit auch den Unternehmenserfolg.