Lesezeit: 20-25 min
von Christina Griesel
Gesund führen im Berufsalltag ist ein allzu schönes Wunschbild?
Übersicht
Kraftvolle Angestellte führen aktiv und entspannt. Weil sie gut für sich sorgen. Weil sie ihre Mitarbeitenden im Blick haben können. Weil sie fürsorglich sein können.
Gesund zu führen ist eine Notwendigkeit, deren Potenzial für Unternehmen und unsere Gesellschaft viel zu lange verkannt wurde. Sicher, jeder hält „Gesundes Führen“ für wichtig. Gleichzeitig wird es nicht (genug) gelebt – ähnlich wie Umweltschutz.
„Gesundes führen“ geht weit über „sozial sein“ hinaus. Stattdessen ist es essenziell für die langfristige Wirtschaftlichkeit jedes Unternehmens. Das bestätigen auch Studien.
So schreibt Prof. Dr. Nico Rose in seinem Buch „Arbeit besser machen“ (2019, S. 27), „dass Unternehmen, die allseitig in das mental-emotionale und körperliche Wohlergehen ihrer Mitarbeiter investieren, vergleichbare Unternehmen, die das nicht in der gleichen Art und Weise tun, in puncto Performance übertreffen (Taris & Schreuers, 2009; Van De Voorde, Pauwe & Van Veldhoven, 2021). Das geht so weit, dass dieser Wettbewerbsvorteil am Kapitalmarkt eindeutig messbar ist (Edmans, 2011, Fulmer, Gerhart & Scott, 2003).“
Inhalt dieses Artikels
In diesem Artikel geht es mir darum, warum es so entscheidend ist, dass Sie gesund führen.
Dabei werde ich erläutern, dass Ihre Selbstfürsorge (self care) ein, wenn nicht sogar der entscheidende Faktor ist, damit Sie dauerhaft gute Leistung bringen können – für Ihren Job, Ihre Mitarbeitenden, Ihr Unternehmen, Ihre Kunden/Klienten. Und ganz besonders für Ihre eigene Zukunft, einschließlich Ihres Privatlebens.
Außerdem ist Ihre self care wesentlich, um langfristig gute Teamfürsorge (team care) betreiben zu können. Und auch diese wirkt sich aus: Sie arbeiten lieber, Ihre Mitarbeiter arbeiten lieber, die Leistung Ihres Teams für Ihre Kunden wird noch besser und damit auch die Zukunft Ihres Unternehmens.
Und das Allerwichtigste: Sie bekommen erste Anregungen, wie Sie einfach gesund führen. Und so zu mehr Leichtigkeit kommen – für alle.
Gesundes Führen mit Weitblick
beachtet für sämtliche Mitarbeiter, dass ihre Arbeit und ihre Arbeitsumgebung so gestaltet ist, dass ihr Wohlergehen und ihre Resilienz gefördert werden.
Gesundes Führen beachtet eine „gesunde Selbstfürsorge“ (healthy self care) für Führungskräfte. Außerdem gehört dazu, dass die Führungskräfte eine bewusste Teamfürsorge (team care) pflegen, die auch das Fördern von self care für ihre Mitarbeitenden einschließt. Dabei kann durch kleine bewusste Fokussierungen von Stressmanagement, Resilienz und Achtsamkeit Wesentliches erreicht werden.
Anmerkung: Bei der Bezeichnung „Gesund führen“ nach Dr. Anne Katrin Matyssek liegt der Fokus auf dem Sozialen (Verhaltensebene) – so halte ich es auch in diesem Artikel. Meines Erachtens ist zusätzlich auch die Arbeitsorganisation ein wichtiger Baustein (Verhältnisebene), um gesund führen können.
Wie ich zu „gesund führen“ kam …
Führung war für mich schon immer spannend. Schon früh bin ich in „sowas“ reingerutscht, z.B. als Klassensprecherin und später als aktives Mitglied in der Schülervertretung.
Richtig spannend wurde es für mich, als mein Mann zum ersten Mal Abteilungsleiter wurde. Diese Dynamiken! Für mich als Arbeits- und Organisationspsychologin einfach zu interessant. Quasi wie im Kino.
Die Bedeutung des „gesunden Führens“ wurde mir jedoch noch einmal ganz anders bewusst, als ich in einer Fachklinik selbst Führungskraft war und als Bezugstherapeutin mit erschöpften Eltern gearbeitet habe. Ungesunde Arbeitsbeziehungen und -verhältnisse waren ein wichtiges Thema mit vielfältigen Auswirkungen – von der Aushilfe bis zur Akademikerin. Und den Vätern ging es auch nicht viel anders. Auch durch meine eigene Arbeitssituation mit zunehmender Auslastung sammelte ich wesentliche Erfahrungen.
Das gab für mich den Anstoß, mich für die Gesund Führen-Ausbildung bei der renommierten Dr. Anne Katrin Matyssek anzumelden. Es war der Beginn meiner Reise, „Führen mit Weitblick“ ins Leben zu rufen und mich für Gesundes Führen einzusetzen.
6 Gründe, warum Sie es sich nicht leisten können, auf Gesundes Führen zu verzichten
Ich bin davon überzeugt, dass sich kein Unternehmen und keine Führungskraft leisten kann, auf Gesundes Führen mit Weitblick zu verzichten.
Das erläutere ich Ihnen anhand einiger meiner Erfahrungen:
1. Erfahrung: Studien zeigen, was ich in der Praxis erlebt hatte: Arbeit wirkt sich deutlich auf Gesundheit, Leistung und Erholungsfähigkeit aus.
Mich persönlich hat das Ergebnis einer Studie besonders berührt: Das Risiko von Mitarbeitenden ein Burnout zu bekommen, steigt 6 Monate nachdem ihre Führungskraft ein Burnout hatte (Huang, Wang, Wu & You, 2016). Es gibt genügend Studien, die dies auch weniger drastisch zeigen.
Diese Ergebnisse finde ich aus zwei Perspektiven interessant:
Zum einen wie sich die Situation und das Verhalten der Führungskraft auf das Wohlergehen ihrer Mitarbeitenden auswirkt.
Zum anderen habe ich das nicht nur bezüglich der Arbeit erlebt, sondern auch wie es sich in den Familien weiterzog: Eltern, die – aus verschiedensten Gründen – nicht gut für sich sorgen konnten, hatten größere Herausforderungen mit ihren Kindern zu meistern (oder die Kinder mit ihren Eltern …).
Das Spannende oder vielleicht eher Erschreckende daran ist für mich, wie sehr die psychosoziale Situation einer Person Kreise zieht. Daher sehe ich, dass auch die Rahmenbedingungen, die in der Wirtschaft für Mitarbeitende geschaffen werden, gravierende Auswirkungen für das Unternehmen haben sowie auch gesamtgesellschaftlich.
2. Erfahrung: Zu viele „Baustellen“, d.h. zu viele herausfordernde Lebensbereiche, führen zu Erkrankung, Erschöpfung und ungünstigen Lebenssituationen. Der Einfluss von Menge, Intensität, Dauer und Bewältigungsmöglichkeiten der individuell wahrgenommenen Herausforderungen stand deutlich im Zusammenhang mit der Geschwindigkeit der Erholung auf der Kur.
Beispiele für „Baustellen“ sind Ungleichbehandlung von Mitarbeitenden durch den Chef, zu hohe Arbeitslast bei der Arbeit, zu pflegende Familienangehörige, Konflikte auf der Arbeit, mit Familie oder wichtigen Freunden, eigene gesundheitliche Probleme, Schwierigkeiten der Kinder im Kindergarten oder Schule, existenzielle Sorgen, …
Mit der Gestaltung einer wertschätzenden, kraftspendenden Arbeitsatmosphäre können Sie einen wesentlichen Beitrag leisten, dass ihre Mitarbeitenden gute Arbeit leisten können und ihr Privatleben reibungsloser verläuft.
Denn nicht nur das Privatleben wirkt sich auf die Arbeit aus. Die Arbeit wirkt sich auch auf das Privatleben aus. Und zwar jeweils zum Positiven wie zum Negativen.
Durch ein sozial positives Arbeitsumfeld leisten Sie einen wichtigen Beitrag zur Resilienz ihrer Mitarbeitenden.
3. Erfahrung: Kleine und große Reibungsverluste entstehen durch Konflikte im Team, Überlastung von Vorgesetzten, gestresste Kollegen, usw.
Schwelen diese Dinge vor sich hin, fängt es im Untergrund an zu knistern. Das kostet Sie und Ihre Mitarbeitenden Nerven und Zeit, die nicht in die Arbeit fließen bzw. zu Lasten der Arbeit gehen. Auch die Erholungsqualität in der Freizeit sinkt. Das verursacht für Ihr Unternehmen erhebliche versteckte Kosten.
Die Zeit, die Sie für Gesundes Führen investieren, amortisiert sich mit Leichtigkeit.
4. Erfahrung: Reine Aufgabenfokussierung führt zu Problemen auf der zwischenmenschlichen Ebene.
Die Formel ist einfach: Mehr Arbeit als Arbeitszeit, um diese zu erledigen, führt entweder zur Vernachlässigung der Arbeit oder der zwischenmenschlichen Kontakte. Ist der Fokus über längere Zeit nur auf der Arbeit und das Zwischenmenschliche wird „effizient“ gehandhabt, kippt die Arbeitsatmosphäre.
Zeit und Bereitschaft für regelmäßige informelle Gesprächsmöglichkeiten zwischen Führungskraft und Mitarbeitenden ist essentiell, um tatsächlich leistungsstark und zeitsparend arbeiten zu können. Viele Kleinigkeiten können so (fast unbemerkt) geklärt werden. Stimmungen oder Probleme werden abgefangen. Missverständnisse frühzeitig und ohne großes Aufheben schnell aus dem Weg geräumt.
5. Erfahrung: Mitarbeitende, denen Wertschätzung, Vertrauen und Aufmerksamkeit entgegengebracht wird, arbeiten engagierter. Fehlt das oder gibt es einen Bruch, nimmt das Engagement ab.
Mitarbeitende blühen auf, wenn sie sich gesehen fühlen, sich einbringen können. Wichtig ist, dass es in einem Rahmen bleibt, in dem sie sich sicher fühlen. Also nicht der Mitarbeiterin, die sich beim letzten Job damit überfordert gefühlt hat, die Leitung zu vertreten, die Leitungsvertretung machen lassen – auch wenn sie dafür kompetent wirkt.
Generell gilt: Wird das Engagement nicht honoriert oder die zugesagten Sachen nicht umgesetzt, dann schläft es wieder ein. Rückzug findet statt.
Wie bei allem: Sie als Führungskraft geben den Rahmen vor, in dem sich engagiert werden kann und sind dafür zuständig das Engagement zu würdigen und zu unterstützen. Dann bringt die Zusammenarbeit Spaß – allen. Ein Zeitinvest, das sich auszahlt.
6. Erfahrung: Unklare Stellenbeschreibungen, fehlende oder starre Strukturen, mangelnde Verantwortungsübernahme ziehen Herausforderungen im Miteinander nach sich.
Die Konsequenz schwammiger Organisationen ist: alle machen, was sie für wichtig und richtig halten. Sie bleiben in ihrer Komfortzone. Absprachen werden nicht getroffen, Fehler schleichen sich ein, unliebsame oder unklare Aufgaben werden vernachlässigt.
Dies ist für mich auch ein wichtiges Thema, das dieser Artikel jedoch nicht zum Thema hat. Trotzdem hat es auch weitreichende Auswirkungen auf Gesundes Führen mit Weitblick und wird daher hier erwähnt.
Natürlich ist es schon aus ethischen Gründen sinnvoll, gesund zu führen.
Schlagkräftig und wirtschaftlich wesentlich sind für Unternehmen auf jeden Fall der Wettbewerbsvorteil (siehe Zitat von Prof. Dr. Nico Rose), ein gutes Auffangen von demographischem Wandel, Fachkräftemangel und Mitarbeiterabwanderung. So erhalten Sie fachlich und wirtschaftlich wertvolles Wissen im Unternehmen und sorgen gleichzeitig für die langfristige Gesundheit und damit auch für die Leistungsfähigkeit Ihrer Mitarbeitenden. Und steigern die Wirtschaftlichkeit. Eine Win-Win-Geschichte!
Wie kann das gehen??
Dafür habe ich doch gar keine Zeit?!
Kennen Sie das?
Ihre Chefin steht ständig unter Strom. Wenn Sie etwas nachfragen, hört sie gar nicht richtig zu. Stattdessen redet sie mit der Antwort völlig an Ihnen vorbei.
Ihr Chef wird schnell laut, wenn die Zahlen nicht stimmen oder die Argumente ausgegangen sind. Alle ziehen dann die Köpfe ein. Keiner geht zu ihm, wenn es ein Problem gibt. Fehler werden eher unter den Teppich gekehrt. Sicherer.
Auch in der Familie macht es sich bemerkbar: Man hat keinen Nerv mehr, die Kinder ins Bett zu bringen oder schreit sie an – sagen die anderen. Man merkt es gar nicht. Die Beziehung löst sich immer weiter auf. Energie und Zeit Freunde zu treffen? Lange her.
Wie geht es so einem Chef, so einer Chefin? Wie geht es deren Mitarbeitenden?
Die oben zitierte Studie zeigt, dass es definitiv einen Unterschied macht, wie es den Führungskräften geht. Halten Sie bitte mal einen Moment inne. Und gehen Sie in ihrer Erinnerung zurück. Ihnen werden einige Beispiele einfallen.
Eigentlich liegt es klar auf der Hand: ohne eigene Kraft keine gute Führung. Wenn es mir nicht gut geht, wie will ich dann gut für andere sorgen können?
Denn darum geht es bei Gesunder Führung: gut für sich und andere sorgen.
Wenn es Ihnen als Führungskraft gut geht und Sie in Ihrer Kraft sind, können Sie besser wahrnehmen, handeln, reagieren und entscheiden. Möglichkeiten öffnen und Grenzen setzen. Nicht nur fachlich, auch menschlich. Eben mit Weitblick führen.
Was macht eine „gesunde Selbstfürsorge“ für Führungskräfte aus?
Gesunde Selbstfürsorge (healthy self care)
ist für mich, dass jemand dafür sorgt, dass die Person für sich in eine gute Balance kommt bzw. darin bleibt. Wie Sie das für sich erreichen, ist natürlich ganz individuell. Allerdings gibt es ein Grundgerüst, das dabei unterstützt, seinen eigenen, passenden Weg zu finden. Das basiert auf Stressmanagement (bzgl. Situationen, Haltungen, Verhalten, Bewegung & Entspannung, Soziales), Resilienz, Achtsamkeit sowie Kommunikation.
Ich bezeichne es deswegen als „gesunde“ Selbstfürsorge, weil ich immer wieder angesprochen werde – zugegebener Maßen eher von Frauen –, ob es nicht egoistisch sei. Dafür zu sorgen, dass es einem psychisch, physisch und sozial gut geht, ist jedoch eine Notwendigkeit (vgl. auch WHO, 2018). Es ist auch eine wichtige Grundlage, um gut für andere sorgen zu können und einen wertvollen gesellschaftlichen Beitrag zu leisten.
Gesunde Selbstfürsorge grenzt sich dadurch von Egoismus ab, dass es nicht auf Kosten anderer betrieben wird.
Neben den allgemeinen Bereichen der Selbstfürsorge gehören für den Führungsalltag noch weitere Aspekte dazu.
Self care für den Führungsalltag:
- Gezielter Stressabbau durch körperliche Bewegung
vom Treppensteigen bis zum Marathon. - Gezielter Aufbau einer sogenannten „Grundentspannung“,
d.h. durch regelmäßige Entspannungsübungen oder Meditation ist die Person für Stress nicht so leicht angreifbar. - Pausen & Abschalten
von der Arbeit nach Feierabend zum Erhalt der Leistungsfähigkeit. - Ausreichend und erholsamer Schlaf
unterstützen das Kraftwerk unseres Körpers. - Stärkende Ernährung
gibt Power. - Selbstmanagement & Organisation,
so dass unnötige oder wiederkehrende Probleme einen nicht immer wieder überfallen. Ständiges „Feuerlöschen“ verbraucht unnötige Ressourcen und laugt aus. - Stärkende innere Haltung erleichtert günstige Handlungen und Entscheidungen,
z.B. lohnt es sich, über folgende Fragen nachzudenken:
Welche Ideen, vielleicht auch Vorurteile, haben Sie als Führungskraft über Ihr Unternehmen/Ihre Mitarbeitenden/Ihre Kunden oder Klienten?
Welche Vorstellung haben Sie von Ihrer eigenen Rolle als Führungskraft? Welche Vorstellungen oder Erwartungen haben andere?
Wie stehen Sie zu Veränderungen?
Welche dieser Aspekte erleichtern Ihre Arbeit? Welche erschweren sie eher?
Die Liste können Sie natürlich beliebig erweitern oder runterkürzen. Das Entscheidende? Horchen Sie doch mal in sich hinein. Was brauchen Sie? Wo ist es für Sie wichtig, bewusster für sich zu sorgen?
Wollen Sie wissen, wo Sie stehen? Dann laden Sie sich doch einfach meinen kostenlosen Selbst-Check zum gesunden Führen herunter.
Ein guter Umgang mit sich selbst ist auch die Grundlage, um gut mit seinem Team und Kollegen umzugehen. Da fällt mir direkt wieder der Comic aus dem Gesund führen-Buch von Dr. Anne K. Matyssek (2020) ein. Ein Chef sagt zu seiner Mitarbeiterin: „Schlecht behandelt ?!?!! Sie sollten erst mal sehen, wie ich mit mir selbst umgehe!!!“
Wieso Ihr Team bessere Leistungen erzielt, wenn Sie Ihre Mitarbeitenden gesund führen
Ist es Ihnen auch schon aufgefallen, was Sie durch achtsame Teamfürsorge erreichen können?
Ein gutes Arbeitsklima setzt Ressourcen für die Kernarbeit frei. Sie merken das daran, dass Sie gerne zur Arbeit gehen. Und Ihre Mitarbeitenden auch. Es wird gerne und engagiert gearbeitet.
Weder Ihre Mitarbeitenden noch Sie sind abgelenkt davon, dass der Konflikt zwischen Frau Meyer und Herrn Müller nervt oder Sie sich womöglich Gedanken machen müssen, wie Sie das ganze beruhigen können, weil es irgendwie ausufert. Es wird nicht hinterm Rücken geredet.
Teamfürsorge (team care)
bedeutet, dass die Führungskraft bewusst darauf achtet, für ihre Mitarbeitenden ein offenes, positives und wertschätzendes Arbeitsklima zu gestalten.
Das erreichen Sie, indem Sie wahrnehmen, wertschätzen, unterstützen, Wohlbefinden fördern, austauschen und Offenheit leben und schätzen.
Dazu gehört auch, den Mitarbeitenden die Möglichkeit zu einer gesunden Selbstfürsorge (healthy self care) zu geben. Und manchmal auch dazu anzuregen.
Die Grundlage für ein gutes Arbeitsklima legen Sie mit einem wertschätzenden, klaren Miteinander. Einfach zu merken und gut umzusetzen sind die bewährten 6 Dimensionen zum gesunden Führen von Mitarbeitenden von Dr. Anne Katrin Matyssek. Ich habe sie im Folgenden jeweils unter einem Oberbegriff zusammengefasst.
6 Dimensionen des gesunden Führens
(1) Wahrnehmen
Interessieren Sie sich für Ihre Mitarbeitenden.
Seien Sie aufmerksam, wie es Ihnen geht – mit der Arbeit und privat.
Gehen Sie regelmäßig mit all Ihren Mitarbeitenden in Kontakt. Dazu gehören auch so selbstverständliche und doch häufig nicht umgesetzte Kontakte wie das tägliche Begrüßen.
(2) Wertschätzen
Geben Sie Ihren Mitarbeitenden Wertschätzung.
Erkennen Sie die Leistung jedes Mitarbeitenden an, z.B. gelungene Arbeit, Zuverlässigkeit oder Kundenfreundlichkeit.
(3) Unterstützen
Nehmen Sie wahr, wo soziale Unterstützung gebraucht wird. Reagieren Sie darauf.
Sorgen Sie für den Abbau von Belastung, z.B. durch die Einhaltung von Pausen.
Bauen Sie Ressourcen für Ihre Mitarbeitenden auf, z.B. indem Sie möglichst nach Stärken einsetzen.
(4) Wohlbefinden fördern
Achten Sie auf eine positive Stimmung mit angenehmer Arbeitsatmosphäre. Das Betriebsklima trägt entscheidend zum Wohlbefinden bei.
(5) Austauschen
Führen Sie regelmäßig Gespräche mit all Ihren Mitarbeitenden.
Ziehen Sie sie in die Entwicklung und gegebenenfalls Entscheidungsfindung mit ein, insbesondere wenn es die Mitarbeitenden direkt betrifft.
Achten sie auf eine wertschätzende, respektvolle Kommunikation. Ihre Mitarbeitenden sollten auch dann mit Ihnen reden mögen, wenn ihnen etwas auf dem Herzen liegt.
(6) Offenheit leben und schätzen
Leben Sie Transparenz und Durchschaubarkeit vor. Ihre Mitarbeitenden können dadurch Entscheidungen besser verstehen und auch unbequeme Veränderungen besser mittragen. Gleichzeitig hüten Sie das Geschenk des von Ihnen entgegengebrachtem Vertrauen. Schätzen Sie es durch Verschwiegenheit und Unterstützung.
Vielleicht hört es sich im ersten Moment nach viel an. Im Grunde ist es jedoch das bewusste Beachten von Kleinigkeiten im Berufsalltag, die den entscheidenden Unterschied machen.
Setzen sie eine wertschätzende Teamfürsorge um, werden Sie nach und nach merken, wie viel Ressourcen freigesetzt werden. Ihre Mitarbeiter kommen mit einem Lächeln im Gesicht zur Arbeit. Sie übrigens auch. Gute Ideen werden eingebracht und gehört, Fehler gemeldet oder direkt behoben, es wird sich gegenseitig geholfen, Aufgaben können zügiger erledigt werden, in schwierigen Zeiten wird mehr Rücksicht genommen (zumindest bis zu einem gewissen Punkt), … kurz: Freude und Engagement beim Arbeiten nehmen zu.
Ich persönlich bin davon überzeugt, dass die Wirksamkeit der Teamfürsorge (team care) noch besser greifen kann, wenn die Organisation des Unternehmens gut aufgebaut ist. So sind zum Beispiel klare Strukturen, transparente und sinnvolle, stärkenorientierte Aufgaben sowie gelebte Verantwortungsübernahme und -übergabe hilfreich.
Fazit: Muss gesund führen wirklich sein?!
Definitiv.
Offensichtlich ermöglicht und fordert das Gesunde Führen Ihnen als Führungskraft, besser auf sich selbst achtzugeben. So können Sie auch in 10 Jahren noch fit und munter Ihren Job ausüben.
Auch Ihr „Draht zum Team“ wird sich weiter verbessern. Das bewirkt, dass nicht nur Ihre Freude bei der Arbeit, sondern auch Ihre Qualität steigt.
Nicht nur an Nerven und Fehlern durch Erschöpfung oder Reibungsverluste wird fleißig gespart, sondern auch an Präsentismus (Anwesenheit mit geringerer Arbeitsleistung). Hier ist liegt ein versteckter Posten an erheblichen Unternehmenskosten, die meist keiner berücksichtigt.
Möchten Sie Ihre Kompetenzen im gesunden Führen vertiefen?
Nutzen Sie eine dieser Möglichkeiten:
1. Vereinbaren Sie ein Kennlerngespräch mit mir, um offene Fragen zu klären und ein passendes Angebot für sie auszusuchen.
2. Schreiben Sie mir Ihr Anliegen über das Kontaktformular.
3. Sie möchten lieber erstmal weitere Informationen?
a) Laden Sie sich doch einfach meinen kostenlosen Selbst-Check zum gesunden Führen herunter oder
b) schauen Sie hier auf meiner Webseite zu meinen Gesund-Führen-Trainings.
Literatur
Huang, Wang, Hu & You (2016). Crossover of burnout from leaders to followers: a longitudinal study. European Journal of Work and Organizational Psychology, Vol. 25 (6).
Matyssek, A. K. (2020). Gesund führen – sich und andere! Trainingsmanual zur psychosozialen Gesundheitsförderung im Betrieb (2. Aufl.). Norderstedt: BoD.
Rose, N. (2019). Arbeit besser machen. Positive Psychologie für Personalarbeit und Führung. Freiburg: Haufe.